Aktuelles
Han Kang
Die Vegetarierin
Ein Medientipp von
Annamarie Escher-Schenkschuck
(Team der Stadtbibliothek Kreuztal)
Yeonghye und ihr Ehemann sind an Durchschnittlichkeit nicht zu übertreffen. Er: ambitionsloser Bürojob. Sie: pflichtbewusste Ehefrau ohne nennenswerte Persönlichkeit. Doch dann beschließt Yeonghye eines Tages auf tierische Produkte zu verzichten und diese auch nicht mehr im Haus aufzubewahren. Ihr Ehemann, der bisher nichts als stillen gehorsam von ihr gewohnt war und kaum damit umgehen kann, das sie ihm auf einmal nicht mehr die Kleidung fürs Büro raussucht, beschließt nach einiger Zeit sich an ihre Familie zu wenden, damit diese ihr Vernunft einbläuen. Ein fataler Fehler, wie sich herausstellen soll.
Mehrfach ausgezeichnet zeichnet die Vegetarierin ein Bild einer Gesellschaft, die nach strengen sozialen Normen lebt, in denen alles auf eine bestimmte Art und Weise zu funktionieren hat und in der sich niemand abheben sollte. Vegetarismus gilt außerhalb von gesundheitlichen Gründen als subversiv und dem Ehemann und den Eltern nicht Folge zu leisten als große Schande. Die Protagonistin, die sich in ihrem eigenen Körper gefangen sieht, versucht durch den vermeintlich kleinen Akt der Rebellion aus diesem auszubrechen und sich selbst eine Stimme zu geben, obwohl jede Person um sie herum sie am liebsten schweigend wissen möchte.
Ein vielschichtiges, teilweise verstörendes Buch über stille Auflehnung und Rebellion.